18 - Orangen und Datteln by May Karl

18 - Orangen und Datteln by May Karl

Autor:May, Karl [May, Karl]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-05-01T22:00:00+00:00


Ruhh es Sebcha

Ehe ich mich zur Ruhe legte, verband mir der Scheik die kleine Armwunde; auch ließ er sich meine Jacke geben, um den darin entstandenen Riß von seinem Weib ausbessern zu lassen. Im Duar herrschte die ganze Nacht hindurch ein reges Leben, so daß ich nur sehr wenig schlafen konnte. Man sprach von der bevorstehenden Löwenjagd und von den Heldentaten, welche man dabei verrichten wollte. Die Mescheer waren jetzt, da sie uns bei sich wußten, auf einmal sehr mutige und unternehmende Löwenjäger geworden.

Kaum hatte mich das laute Summen des Morgengebetes aus dem Schlaf geweckt, so trat der Scheik wieder herein, um mir zu melden, daß alles zum Aufbruch bereit sei.

„Geht der Krumir mit?“ fragte ich ihn.

„Nein; du weißt, Herr, daß er das Lager nicht verlassen darf.“

„Und dennoch wäre es mir lieber, ihn dabei zu sehen.“

„Warum, Emir?“

„Bist du sicher, daß er in unserer Abwesenheit nichts unternehmen wird, was ihm verboten ist?“

„Er hat sein Wort gegeben.“

„Er wird es nicht halten, ebenso wie er es bei den Sebira gebrochen hat. In seinem Herzen wohnt die Falschheit und auf seinen Lippen die Lüge.“

„Ich verspreche dir, daß die Männer, welche zurückbleiben werden, ihn beobachten sollen. Die Tochter Ali en Nurabis und das Pferd desselben werden sicher vor ihm sein.“

„Das erwarte ich ganz bestimmt! Komm, laß uns gehen!“

„Wirst du deinen Hengst reiten?“

„Ja.“

„Erlaube, daß ich dir eines meiner Pferde anbiete. Der Herr mit dem dicken Kopf liebt es, auf die Pferde zu springen, um den Reiter zu töten. Dein Hengst ist zu kostbar, um zerrissen zu werden.“

„Ich bin nicht gewohnt, den Löwen zu Pferd zu jagen, um vor ihm besser fliehen zu können. Ich pflege abzusteigen, um ihn stehenden Fußes zu erwarten. Habe also Dank für deine Güte; aber ich werde doch mein Pferd reiten. Wie viele Krieger nimmst du mit?“

„Die Hälfte meiner Leute.“

„So werde ich auch die Sebira teilen. Die eine Hälfte von ihnen mag uns begleiten, und die anderen dreißig sollen hier im Lager bleiben, um darüber zu wachen, daß der Krumir nichts Böses tue.“

„Was du vornimmst, ist mir recht, Effendi. Du bist mein Bruder und mein Freund; du hast uns von Abu 'l Afrid und seinem Weib errettet, und ich wünsche, daß du in Liebe und in Frieden von uns scheidest.“

Ich traf, als wir das Zelt verlassen hatten, mit dem Scheik Ali en Nurabi die jetzt besprochene Vorkehrung, und dann brachen wir auf, gefolgt von gegen zweihundert Beduinen.

Die Spur des Löwen war sehr bald gefunden. Sie war nicht schwer zu verfolgen, da er viel Blut verloren hatte. Trotzdem aber hatte das gewaltige Tier das Kamel wohl an die fünfhundert Schritte weit fortgeschleppt, ehe es von dieser Anstrengung gezwungen war, eine kurze Rast zu machen. An diesem Ort nun erblickten wir eine große Blutlache, die uns sehr willkommen war.

„Ihr habt den Kerl doch nicht ganz schlecht getroffen“, meinte ich zu dem Engländer. „Die Menge Blutes, welche er verloren hat, läßt vermuten, daß er keine ungefährliche Wunde erhalten hat.“

„Aber dennoch hat er die Kraft besessen, das Kamel noch weiter fortzuschleppen“, antwortete Percy. „Sollte er es bis zu seinem Lager fortgetragen haben?“

„Das glaube ich nicht.



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